
OH SYLT…
Ich wachte auf mit leichten Kopfschmerzen und hatte, wie so oft, keine Schmerztablette im Gepäck.
05:30 Uhr fuhren wir Richtung Lister Ellenbogen, um den Sonnenaufgang zu sehen… ihn von der Wattseite und auch von der Meerseite fotografieren zu können und das Lichtspiel am Himmel zu inhalieren. Aber es gab keinen Sonnenaufgang. Die Wolken am Himmel schlossen jede noch so kleine Lücke.
2 Stunden später fuhren wir wieder zurück. Mein Kopf explodierte zwischenzeitlich fast und samt Schmerztablette schloss ich die Augen auf meinem kleinen Sofa mit geöffnetem Fenster Richtung Watt. Ich schlief mehrere Stunden, während sich die Sonnenstrahlen durch mein kleines Wattfenster brachen und die frische Luft, trotz Migräneattacke, für ein wohliges Gefühl sorgte.

Vermutlich war es die Anspannung, die sich löste. Diese Aufregung, die sich versteckt und unsichtbar bleibt. 5 Tage, 6 Frauen, eine Insel und ich. Was hab ich mir eigentlich dabei gedacht? 7 starke Persönlichkeiten, die sich vorher nicht kannten. Man nennt so was auch: Abenteuer.
Bei blauem Himmel und Sonne laufe ich zur Strandmuschel und treffe auf 6 gut gelaunte Frauen.
Fröhliches Geschnatter. Aperol. Fotografie. Ein bisschen flirten mit der Bedienung. Es ist warm in der Sonne. Die dicken Jacken liegen auf den Bänken. Wir inhalieren ein bisschen den Moment und dann bekommt jede von uns ein wenig Raum, um zu erzählen. Es ist still am Tisch, manchmal laufen Tränen, wir lachen und werden uns einmal mehr darüber bewusst, dass jede von uns eine… nicht sichtbare… Geschichte mit sich trägt. Päckchen mit schwerer Last, die losgelassen werden will.




Heute ist Montag. Fast eine Woche ist schon rum und ich merke, ich hätte gern noch ein bisschen mehr Zeit. Die Gruppe findet sich Tag für Tag ein bisschen mehr. Feine Verknüpfungen werden stärker. Der Umgang mit so vielen unterschiedlichen Charakteren ist schön, spannend, herausfordernd. Ich versuche die Balance zu wahren zwischen einer Timeline und keiner Timeline.
Ich spüre die Freude an der Fotografie, die Wertschätzung für das, was wir uns hier selbst schenken. Zeit. Diese Insel. Alltag findet gerade nicht statt. Ich kann nicht für jede von uns sprechen, aber wir sind sehr viel im Moment und es findet kaum Ablenkung statt. Wer sich zurückziehen möchte, kann das tun und es ist schön, wenn sich die Gruppe dann wiederfindet, oft in verschiedenen Konstellationen.


Niemand von uns weiß, was und ob sich etwas daraus entwickelt. Aber das ist auch nicht der Anspruch. Vielleicht ist es auch ein bisschen die Gelassenheit unserer Generation und Kontrolle auch mal loslassen zu können. Sich einer Situation hinzugeben und wieder rauszugehen ohne Erwartungshaltung. Erfahrungsgemäß passieren dann die schönsten Dinge.
Bin ich dankbar? Oh ja. Warum auch immer diese 6 Frauen hier sind… sie sind hier und haben sich auf dieses Abenteuer eingelassen. Aus irgendeinem Grund habe ich es also geschafft, diese 6 Persönlichkeiten hier zusammenzubringen. Und das ist wundervoll.
Im Oktober gibt es noch 3 freie Plätze. Alle Infos findest Du hier.

Yoga auf Sylt
Ich möchte unbedingt noch eine kleine Geschichte zu meiner ganz persönlichen Yogareise, hier auf Sylt, erzählen. Yoga hat mich bisher nie angesprochen. Ich hab es versucht, war aber einfach nicht bereit dafür.
Yoga auf Sylt, im Zuge des Workshops, war im Grunde einfach nur ein Angebot für die Teilnehmerinnen, weil viele Frauen Yoga einfach lieben.
Ich googelte also. Und entschied nach Bauchgefühl, welche Yogatrainerin auf Sylt ich anschreiben wollte. Caro und ich hatten ein langes Telefonat. Eigentlich dachte ich, wir würden nur kurz Termine und Konditionen abstimmen… aber am Ende des Telefonats hing ich lange meinen Gedanken nach, weil sich… mit Caro… ein unerwarteter Kreis schloss. Einerseits gibt es eine Verbindung über Leipzig und andererseits war das Gespräch so intensiv, dass ich das Gefühl hatte mich selbst darauf einlassen zu wollen.

Samstag fand unsere erste Stunde statt und Caro war mehr, sehr viel mehr, als dieses Telefonat. Ich saß die ersten 10 Minuten da mit einem Kloß im Hals und geschlossenen, wässrigen Augen. Ich wurde förmlich überrollt von dem Gefühl „hier bin ich richtig, hier will ich sein“.
Vor 10 Jahren wäre ich vermutlich noch schreiend aus dem Raum gestürmt. Ich hätte mich nicht darauf einlassen können. Diese 90 Minuten haben sehr viel mit Loslassen zu tun und das muss man zulassen können, denn es geht darum sich selbst wieder zu spüren und nur dann sind wir in der Lage emphatisch zu sein. Wir sind in der Lage Wertschätzung tief zu fühlen. Glück in den kleinen, wirklich wichtigen Dingen zu finden.

Für mich sind dabei die Yogaübungen gar nicht so wichtig, sondern die Gesamtheit dieser Zeit mit Caro. In den letzten Minuten der ersten Stunde liefen bei mir Tränen. Nicht, weil ich traurig oder irgendwie völlig ergriffen war. Ich war, wie losgelöst, weil ich mich vollumfänglich darauf eingelassen hatte… auch wenn sich vieles erstmal merkwürdig angefühlt hat, aber diese Gefühle habe ich beiseite geschoben, um mir wirklich ein Bild machen zu können. Das ging übrigens nicht nur mir so.
Ich möchte kein falsches Bild malen. Denn diese 90 Minuten sind fröhlich, voller Lachen, guten Übungen für unsere Körper.
Sie sind aber eben auch emotional tief und ich bin gerade sehr offen dafür und sauge all das auf, wie ein Schwamm. Weil ich mit mir besser sein möchte. Weil ich mit meiner Umwelt besser sein möchte. Und das gelingt nur, wenn man mit offenem Herzen durch unsere Welt geht und sich selbst immer wieder hinterfragt. Ich wäre heute nicht offen dafür, wenn ich nicht immer wieder versuchen würde, Veränderung zuzulassen und an mir und festgefahren Denkweisen zu arbeiten.

Oh Sylt
Meine Verbindung zu dieser Insel lässt sich nicht in wenigen Worten erklären. Es wäre ein Buch voller Liebeserklärungen.
Diese Zeit hier hinterlässt immer wieder Spuren voller Energie und Inspiration. Ich kann zur Ruhe kommen und richtig einatmen und ausatmen. Ich möchte hier nicht dauerhaft leben und trotzdem fällt es immer schwer wieder zu fahren. Ich genieße die Menschen hier. Die Urlauber, die Inselbewohner, diese besondere Freundlichkeit, die direkte Art. Das Licht, die Luft, die endlosen Strände. Ich kann hier meinem Wunsch nach einsamen Momenten nachgehen, ich kann mich aber auch ins quirlige Leben stürzen.


Vielleicht sind es die Kontraste und die Möglichkeiten. Ich darf jeden Tag neu entscheiden, was heute zu mir passt.
Und ich genieße die Zeit mit den Fellnasen hier. Es ist fast so, als würden sie spüren, wie es mir geht. Sie suchen Nähe, sind fröhlich und hüpfen förmlich durch den Sand. Ich genieße diesen Anblick purer Freude jeden Tag und bin unglaublich froh sie dabei haben zu können.

Viele von Euch fragen immer wieder nach den Unterkünften.
Ich liebe diese klitzekleine Ferienwohnung und finde sie für meine Bedürfnisse perfekt und dieses Fenster zum Watt sorgt jeden Tag für epische Ausblicke voller Glücksgefühle.
Bis bald, Andrea
